Bei der Inanspruchnahme einer Lohnfertigung beauftragen Industrieunternehmen externe Partner mit der Durchführung einzelner Fertigungsschritte oder ganzer Fertigungsprozesse. Das beauftragende Unternehmen schafft sich so die Möglichkeit der Fokussierung auf die eigenen Kernkompetenzen. In der Regel wird damit das Ziel verfolgt, wirtschaftliche Rahmenbedingungen vorteilhaft zu beeinflussen, technische Abläufe flexibler zu gestalten, Kapazitätsengpässe zu überbrücken sowie fachliche Kompetenzen, die im eigenen Hause nicht vorhanden sind, nutzbar zu machen.
Definition der Lohnfertigung
Per Definition ist unter Lohnfertigung das Auslagern von Produktionsschritten oder -prozessen an externe Dienstleister zu verstehen. Der Lohnfertiger erhält den Auftrag, einzelne Komponenten, Baugruppen oder Produkte zu bearbeiten oder herzustellen. Grundlage einer solchen Beauftragung sind technisch funktionale oder gestalterische Vorgaben des Auftraggebers. Der Auftragnehmer, sprich der Lohnfertiger, stellt sein Know-how und seine Arbeitskraft zur Verfügung; ein Eigentumsrecht an Material oder gefertigtem Endprodukt erwirbt er nicht. Zudem tritt er gegenüber Endkunden üblicherweise nicht in Erscheinung.
Unterschiede von Lohnfertigung und Auftragsfertigung
Lohnfertigung
Wird ein Unternehmen von einem anderen Unternehmen mit einer Lohnfertigung beauftragt, bedeutet dies, dass der Auftragnehmer einzelne Produktionsschritte oder die vollständige Fertigung eines Produkts ausführt. Dabei werden Material, gestalterische Vorgaben und Konstruktionszeichnungen vom beauftragenden Unternehmen beigestellt. Das beauftragte Unternehmen, der Lohnfertiger, stellt Maschinen, Anlagen sowie fachspezifisches Know-how und die Arbeitskraft zur Verfügung.
Aufgrund seiner Spezialisierung kann der Lohnfertiger den Auftrag zeitnah, wirtschaftlich vorteilhaft und qualitativ hochwertig ausführen. Die Option, auf individuelle Kundenwünsche einzugehen, ist gering, da die Lohnfertigung in der Regel nach standardisierten Abläufen erfolgt. Für den Auftraggeber gehen damit reduzierte Aufwendungen für die Fertigung bei gleichzeitiger Nutzung spezifischer Fachkenntnisse einher. Zudem umgeht er Investitionen für Maschinen und Anlagen. Die Lohnfertigung ist auf Effizienz und kostenoptimierte Lösungen ausgerichtet.
Auftragsfertigung
Bei einer Auftragsfertigung liefert der Auftragnehmer Dienstleistungen oder Produkte auf Basis spezifischer Kundenaufträge. Mit der Auftragsbearbeitung wird dann begonnen, wenn die individuellen Anforderungen des Kunden abgestimmt worden sind und eine Auftragserteilung stattgefunden hat. Die Materialbereitstellung liegt in der Verantwortung des Auftragnehmers. Der Auftraggeber nutzt damit die Möglichkeit eines hohen Individualisierungsgrades bis hin zur Einzelteilfertigung. Der Sondermaschinenbau oder die Entwicklung von Software sind Bereiche, in denen eine Auftragsfertigung üblich ist. Die Auftragsfertigung ist auf Individualität und kundenspezifische Leistungen ausgerichtet.
Arten der Auftrags- und Lohnfertigung
Abhängig von den Bedarfen des Auftraggebers sowie den technischen und infrastrukturellen Fähigkeiten des Lohnfertigers werden folgende Arten der Lohnfertigung unterschieden:
Teilefertigung
Der Lohnfertiger wird beauftragt, einzelne Komponenten oder Baugruppen herzustellen. Der Auftraggeber integriert diese in einer späteren Prozessphase in das Endprodukt.
Komplettfertigung
Der Dienstleister wird mit der Fertigung eines Produkts beauftragt. Er übernimmt zudem die Beschaffung der erforderlichen Rohstoffe und Materialien und führt die Endmontage durch. Die Beauftragung einer Komplettfertigung ist in weiten Teilen der Automobil- und Elektronikindustrie üblich.
Veredelungsfertigung
Der Auftraggeber stellt dem Lohnfertiger ein Zwischenprodukt zur Verfügung. Dieser vollzieht daran weitere Arbeitsschritte, die zur Veredlung oder Vervollständigung des Produkts führen.
Montagefertigung
Von Seiten des Auftraggebers werden dem Lohnfertiger die Einzelkomponenten eines Produkts zur Verfügung gestellt. Dieser führt im Auftrag alle erforderlichen Prozessschritte durch, die der Zusammenbau, gegebenenfalls die Endmontage, erfordert.
Serienfertigung
Im Rahmen der Realisierung von Großserien werden Lohnfertiger oftmals mit der Serienfertigung beauftragt. Die Herstellung von Produkten in großen Stückzahlen kann damit die Wirtschaftlichkeitskennzahlen vorteilhaft beeinflussen; auf diese Weise werden Skaleneffekte nutzbar gemacht.
Vorteile der Lohn- und Auftragsfertigung
Kostenvorteil
Zentrales Anliegen und wesentlicher Vorteil, insbesondere bei der Lohnfertigung der Metallbearbeitung, ist das Erschließen und Nutzen von Kostenvorteilen. Aufwendungen für eigene technische Ausrüstungen wie Anlagen und Maschinen sowie für den Einsatz von Personal werden nicht erforderlich, wenn ein geeigneter Lohnfertiger beauftragt wird, der über die erforderliche Ausstattung verfügt.
Kleine und mittelständische Unternehmen haben so die Möglichkeit, ihre Kapazitäten temporär oder dauerhaft zu erweitern und auf weitergehende technologische Optionen zuzugreifen, ohne dafür hohe Investitionen oder einen Anstieg der Personalkosten in Kauf nehmen zu müssen.
Flexibilität
Nachfrageschwankungen infolge von Veränderungen des Marktes können mittels Auslagerung von Teilen der Produktion flexibler ausgeglichen werden. Eine rasche Steigerung oder Verringerung der Produktionskapazitäten sind bei veränderter Nachfrage ohne Belastung der eigenen Ressourcen möglich. Kapazitätsengpässe können ausgeglichen werden. Die rasche, fristgerechte Bearbeitung von Aufträgen, auch für die Lohnfertigung im Bereich Metallbearbeitung, wird ermöglicht.
Konzentration auf Kernkompetenzen
Die Fokussierung auf die eigenen Kernkompetenzen ist oftmals eine wesentliche Motivation für Industrieunternehmen, externe Dienstleister mit einer Lohnfertigung zu beauftragen. Die unternehmensinternen Ressourcen in Form von Personal und Zeit stehen damit für die eigenen Schwerpunkte wie beispielsweise die Neu- oder Weiterentwicklung von Produkten, die Produktoptimierung oder Vertrieb und Marketing zur Verfügung.
Fachwissen und Spezialisierung
In der Mehrzahl der Fälle handelt es sich bei Dienstleistern im Rahmen der Lohnfertigung in der Metallbearbeitung um hochspezialisierte Dienstleister. Sie bieten Know-how und technologische Gegebenheiten an, die dem potenziellen Auftraggeber nicht im eigenen Unternehmen zur Verfügung stehen.
Werden diese Fähigkeiten lediglich temporär, zum Beispiel für spezifische Projekterfordernisse, benötigt, ermöglicht die Lohnfertigung den Zugang dazu. Insbesondere in Branchen, die hochfrequent neues technologisches Equipment oder erweiterte Fähigkeiten und Know-how erfordern, wie der Informationstechnologie oder der Elektronikindustrie, ist die externe Beauftragung von Fachspezialisten vorteilhaft.
Schnelle Markteinführung
Die Beauftragung eines Lohnfertigers ermöglicht den unmittelbaren Zugriff auf Fach-Know-how und spezifische Ausrüstung. Dies kann die Zykluszeiten bei der Entwicklung neuer Produkte oder im Rahmen der Fertigung signifikant reduzieren und Wettbewerbsvorteile generieren.
Herausforderungen der Auftrags- und Lohnfertigung
Abhängigkeit von externen Partnern
Mit der Beauftragung externer Dienstleister begibt sich der Auftraggeber in ein Abhängigkeitsverhältnis. Nachteilige Auswirkungen für das Geschäft des Auftraggebers treten dann ein, wenn der Lohnfertiger nicht in der Lage ist, geforderte Qualitätsstandards zu realisieren oder vereinbarte Liefertermine nicht eingehalten werden. Darum ist es von wesentlicher Bedeutung, bereits im Vorfeld einer Beauftragung die Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit des externen Partners zu prüfen sowie vertragliche Vereinbarungen eindeutig und in rechtsverbindlicher Form zu treffen.
Aufwendige Kontrollmechanismen
Da einzelne Prozessschritte oder die gesamte Fertigung nicht im eigenen Hause durchgeführt werden, hat der Auftraggeber lediglich eingeschränkte Optionen, Abläufe und Prozessergebnisse kontinuierlich zu kontrollieren. Prozesse und technische Abläufe sowie Maßnahmen zur Sicherung der Qualität sind darum im Vorfeld eindeutig zu definieren und zu vereinbaren. Das beauftragende Unternehmen muss sicherstellen, dass der Lohnfertiger Überwachungsvorschriften einhält und Qualitätskontrollen den Vorgaben entsprechend dokumentiert.
Vertraulichkeit und Datenschutz
Bei der Zusammenarbeit mit externen Dienstleistern kann es sein, dass diesen vertrauliche Informationen zugänglich gemacht werden müssen. Um das geistige Eigentum des Auftraggebers zu schützen und den Vorschriften des Datenschutzes zu entsprechen, sind Vertraulichkeitsvereinbarungen zwischen den beteiligten Parteien zu treffen.
Transport- und Logistikkosten / Wechselkursrisiken
Soll ein Lohnfertiger im Ausland beauftragt werden, müssen mögliche Transport- und Logistikkosten im Vorfeld berücksichtigt werden. Diese können gerade in weiter entfernten Regionen signifikante Größenordnungen erreichen und sich nachteilig auf die Wirtschaftlichkeit des gesamten Vorhabens auswirken. Zudem sind Risiken aus variablen Wechselkursen einzukalkulieren, wenn die Dienstleistung in der Fremdwährung vergütet wird.
Ausgewählte Branchen der Lohnfertigung oder Auftragsfertigung
In einer Vielzahl von Branchen werden die Modelle der Lohnfertigung oder der Auftragsfertigung seit vielen Jahren erfolgreich praktiziert. Zu den wesentlichen industriellen Bereichen gehören:
- Medizinindustrie
- Automobil- und Nutzfahrzeugindustrie
- Bahnindustrie
- Energieindustrie
- Motorentechnik
- Antriebs- und Fördertechnik
- Maschinen- und Anlagenbau
- Torbau
- Mess- und Regelungstechnik
- Steuertechnik
- Hydraulik
- Pumpenbau
Auftrags- und Lohnfertigung bei der Firma ESTA E. Stahl Metallwarenfabrik GmbH
Die ESTA E. Stahl Metallwarenfabrik GmbH hat sich in ihrer nun beinahe einhundertjährigen Geschichte auf die Fertigung von Komponenten aus Blech spezialisiert. Neben einer eigenen Produktpalette im Bereich Tore liegt unser Schwerpunkt in der Auftragsfertigung. Hierzu halten wir einen umfassenden Lagervorrat an Blechen vor, um kurzfristige Liefertermine realisieren zu können. Auf Anfrage sind wir auch im Bereich der Lohnfertigung tätig.
Folgende Fertigungsbereiche decken wir ab:
- CNC-Laserschneiden
- CNC-Stanzen
- CNC-Abkanten
- MIG- und WIG-Schweißen (DIN EN 1090 und DIN EN ISO 3834)
- Scheren
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